zum Wandteppich in Muri b.Bern,
von einer Betrachterin des Bildes:
Ich lasse das Bild auf mich wirken:
Wenn ich das Bild in meinem Zimmer aufhänge, dann wirkt es auf mich - immer wieder. Immer mehr entdecke ich, immer stärker beeindruckt es mich. Ich sehe die Bäume: stark, das halbe Bild füllend, mit warmen Farben - helles Grün, Ockergelb, Braun. man sieht beinahe zu, wie sie ihre Kraft aus dem Wasser ziehen, hinauf in die Krone. Statt Blätter aber wachsen da ganze Felder; es mag sein Gras, Klee, Korn oder auch die Wintersaat. Mich dünkt, auf diesen Bäumen lebt das genze Jahr: Frühling, Sommer, Herbst, und nur wenig auch, zuhinterst, der Winter.
Unter diesen Bäumen möchte ich manchmal sein: ausruhen, in die Wipfel hinaufschauen und in den blauen Himmel, das Leben und die Früchte geniessen .....
Ich sehe auch das Wasser, an dem die Bäume stehen. Es fliesst aus der Stadt, statt einer Strasse, hell und klar; es lockt zum Trinken auch zum Baden einmal. Und da bemerke ich mit einem Mal, dass ja eigentlich die ganze Welt um die Bäume und die Stadt herum blau ist; verschiedene Blau, dunkles Violett, oder auch Blaugrau. Was mag das für eine Welt sein - eine neue Erde, oder wie ein junges Mädchen sagte: die Welt eines Traumes? Es ist mir, wie wenn der Himmel auf die Erde gekommen wäre, mit seinem unendlichen blaugewobenen Teppich. Das Dunkle ist auch noch da, in den violetten kleinen Weinbergen, aber nicht mehr bedrohlich, sondern ruhig und sogar - schön.
Und schliesslich wende ich mich der Stadt zu und betrachte sie; wie eine Burg des Mittelalters steht
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sie da, mit Türmen und Mauern, Wärme verbreitend - und erstaunlich: sie ist der hellste Fleck im Bilde, und sie strahlt sogar fein auch die Farben der Felder aus: helles Grün, Ocker, und Braun, wie die Bäume. Am meisten aber leuchtet das Lamm, das traumhaft über der ganzen Stadt liegt; weiss.
Dieser Stadt zieht mich an: wie wäre es, in ihr zu leben? Sie verspricht Geborgenheit und Frieden. Je länger ich das ganze Bild auf mich wirken lasse, um so mehr empfinde ich: ich hätte manchmal Sehnsucht, in dieser Welt zu leben - am frischen Wasser, unter einladenden Bäumen, in einer Stadt der Geborgenheit, auf einer himmlisch schönen Erde.
Woher das Bild angeregt wurde.
Ich habe mich dann erkundigt, wie dieser Wandteppich entstanden sei, und habe erfahren: die Künstlerin hat das Bild nicht frei erfunden, sondern hat sich durch ein grosartiges "Bild" der Bibel anregen lassen. Im letzten Buch der Bibel, in der "Offenbarung des Johannes", steht am Ende die Vision einer neuen Welt. Das ganze Buch spricht in vielen alten Bildern von Katastrophen und dann eben davon, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffe
Im Kapitel 21, 1-5 steht:
"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und die heilige Stadt Jerusalem sah ich, neu, von Gott aus dem Himmel herabkommen - bereitet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist ....."
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